Von Bordeaux her gesehen wird das Kiesgeschiebe, das die Gironde meerwärts mit sich führt, immer spärlicher. Saint-Estèphe ist die letzte der vier Top-Gemeinden, zu denen auch Margaux, Saint-Julien und Pauillac gehören. Zwischen Saint-Estèphe und Pauillac markiert ein Bach die Grenze – Rebarbeiter von Lafite auf der einen und von Cos d’Estournel auf der anderen können sich immer nett begrüssen. Auch wenn Saint-Estèphe weniger Kies erhält als Pauillac und dafür mehr Ton, können Weine wie Cos d’Estournel oder Château Montrose gut mithalten. Die Klassifizierung nach Rängen von eins bis fünf mag etwas anderes signalisieren, doch in den anderthalb Jahrhunderten, die seit 1855, als das System festgelegt wurde, vergangen sind, hat sich viel verändert – technologisch wie geschmacklich.